Läse man die Schlagzeilen der vergangenen Woche vor drei Monaten, es wirkte alles wie eine schlecht geschriebene Fiktion eines neuen Til Schweiger Films – ohne Rubel kein Gas; ohne Katar kein warmer Winter; Rainer aus Karlsruhe bekommt ersten Tesla aus Deutschland überreicht.
Die Welt dreht sich immer schneller und kommt selbst nicht hinterher. In solchen Zeiten sind Routine, Müßiggang und Erwartbarkeit ein Hafen für psychische und physische Regeneration – Wochenende, Frühling und der aktuelle Spielbericht. Drei unverhandelbare Dinge, auf die Verlass ist.
Und so gab es hohen Besuch am Hermannplatz, also aus dem hohen Norden Berlins angereist, war der VfB Hermsdorf zu Gast. Alles war vorbereitet, der Tisch fein säuberlich gedeckt, das beste Besteck bereit gelegt und sogar an Tischblumen wurde gedacht. Es war angerichtet, das Spitzenspiel des Wochenendes und ein richtungsweisendes Spiel für den Endspurt der Oberligasaison.
Gewinnen die Gäste, ist das Titelrennen offener als die zur Schau gestellte Menschenfeindlichkeit der Rechten im Bundestag, gewinnen die Gastgeber, können diese sich nur noch selbst vom Thron stoßen.
Mit dieser Brisanz und einer Prise Anspannung gingen vor allem die Neuköllner in dieses Spiel und suchten erst noch ihren Platz auf dem Feld. Links von ihnen die tonangebenden Gäste, die auch den ein oder anderen Spruch auf den Lippen hatten und zur Rechten die Schiedsrichter, die noch selbst ihre Rolle und ihre Pfeifen suchten. Hermsdorf war körperlicher und weniger nervös im Abschluss, was mit einer Führung zur Viertelpause belohnt wurde 11:15.
Im zweiten Abschnitt hielten die Neuköllner nun besser gegen, stellten die eigene Brust zwischen Gegner und eigenem Korb und verstanden es nun besser sich für die gute defensive Arbeit vorne zu belohnen. Die Hand wurde ruhiger, die Nervosität nahm ab, mit einem unveränderten Rückstand ging es in die Pause 28:32.
In der Halbzeit schaffte es Coach Quandt die richtigen Worte zu finden und stellte die Herausforderung an das Spiel als Ansporn in den Fokus. Verlieren ist in Ordnung, sich etwas vorwerfen müssen, ist es nicht. Mit diesen Worten ging es in die zweite Hälfte, die Nervosität war weg.
Neukölln fand nun seinen Platz, gab selber die Körperlichkeit vor und hatte auf die Sprüche der Hermsdorfer spielerische Antworten parat und die ausbleibenden Pfiffe der Schiedsrichter waren nun mehr ein Thema auf der Seite der Gäste. Die Stimmung war da, der mentale Vorteil ebenso, es fehlte lediglich ein offensiver Lauf und so ging es mit 44:45 in das letzte Viertel.
Im letzten Abschnitt sollte alles, was die Neuköllner in Ansätzen bis dato gut gemacht haben, zusammenkommen und es folgte der Lauf, der die Anspannung vollkommen verschwinden ließ und auf der Gegenseite die Gäste nervös machte, die nun ihren Faden völlig verloren hatten. Neukölln blieb stabil und verteidige den eigenen Korb mit Bravour. Am Ende gewannen die Gastgeber mit 60:51 und stehen nun bei 14:2 Siegen einsam oben an der Tabellenspitze.
Nun wartet der TuS Neukölln auf nächsten Samstag 18 Uhr und damit auf den BG Zehlendorf, die ihrerseits bei einer Bilanz von 12:6 stehen und auch noch Ansprüche auf das Treppchen haben.
Bis dahin bleibt‘s wie gewohnt,
TuS Go!
fabs